TRANSFORMATION 

Letztes Kapitel aus dem Buch "Leben aus dem Sein" - Ein Buch über Babaji  

Radhe Shyam - G.Reichel Verlag

 

Es war eine unschätzbare Gnade, in Babajis Gegenwart zu weilen und seine Liebe und seine Fürsorge um alles Geschaffene zu erleben. Aber diese Gnade verflüchtigt sich wie der Rauch eines Räucherstäbchens, wenn sie nicht aufgenommen wird von den Schwingungen unserer Körper und Seelen. Babaji erscheint in menschlicher Form um die Menschheit zu erhöhen, er transformiert die Herzen der Menschen, ihren Geist und ihren Körper, um die tierische Natur des Menschen zu transzendieren.

Campell beschreibt in seinem Buch "Die Macht des Mythos" die Transzendenz mit folgenden Worten: "...dann folgt eine ganz andere Art von Leben, in dem man sich dem anderen hingeben muss, auf welche Art auch immer. Diese neue Art zu leben bewirkt die Öffnung des Herzens. Es ist eine essentielle Erfahrung der mystischen Verwirklichung. Man stirbt im Fleische und wird im Geiste wiedergeboren. Man identifiziert sich mit der Bewusstheit und dem ewigen Leben, von dem das jetzige Leben nur das Vehikel ist. Das Vehikel stirbt und man identifiziert sich im Bewusstsein mit dem, von dem das Vehikel der Träger ist. Das ist Gott."

Mahendra Baba lehrte, dass der menschliche Körper und der unendliche Brahman (das formlose Göttliche) gleiche "Strukturen" haben und aus den gleichen Bausteinen bestehen, nämlich aus der göttlichen Energie in subatomaren Partikeln. Das kleine menschliche Selbst ist eine Manifestation des göttlichen Selbst oder der Allseele, so wie jedes andere geschaffene Element im Universum. Das Haidakhan Arti beschreibt das Göttliche als "die Gestalt alles Geschaffenen und die Basis von allem, was existiert." und dies ist der Glaube von Hundert Millionen Hindus, Buddhisten, eingeborenen Amerikanern und vielen anderen.

Menschen sind nicht nur "Abbilder" Gottes, sondern Mitgestalter des Göttlichen. Die Menschen sind nicht die Ursache der Schöpfung oder das geschaffene Gesetz, welche die Ausdehnung und Entfaltung der Schöpfung leiten, sie schaffen aber materielle Gegenstände und ihre eigenen Welten. Wir schaffen und formen ständig unsere nähere Umgebung und beeinflussen das Geschehen des Universums durch die Schwingung unserer Gedanken und Taten. Freundliche Worte und ein froher Geist am Morgen können den ganzen Familientag erfreulich gestalten und ein gereizter Beginn kann ein freudigst erwartetes Ereignis zunichte machen. Reiche können besorgt und unglücklich sein, Bettler friedvoll und zufrieden. Wir schaffen unsere Eistellungen und unsere Atmosphäre.

Die Menschen schaffen ebenfalls die physischen Bedingungen ihrer Umwelt - oder wir schaffen sie neu durch unsere Gegenwart. Wir legen Parks an, Farmen, Waldgebiete, Städte, Elendsviertel und Mülldeponien.

Obgleich die Dänen Land für fruchtbare Gärten und Farmen am Meer abgerungen haben, ist es für viele Menschen einfacher, die Wälder abzuholzen und dadurch Wüstenlandschaften zu hinterlassen, als neues anbaufähiges Ackerland zu schaffen oder eine blühende Wildnis. Wir sind Schöpfer, diese Tatsache lässt sich nicht leugnen.

Menschen sind die geschicktesten und intelligentesten aller Lebewesen, die die Erde bevölkern. Wir haben die Kraft zu denken, zu überlegen, zu richten und zu bestimmen, was die vernünftigste und beste Handlung ist. Wir besitzen ebenfalls den freien Willen, emotional zu handeln, unklug, verrückt und zerstörerisch.

Lange haben unsere westlichen Kulturen uns gelehrt, alles Erreichbare an uns zu reißen, die "Erde samt den Tieren" uns Untertan zu machen und alles für unseren sofortigen Vorteil und unserer Bereicherung zu nutzen. Wir entführen unseren Kindern die Erde und uns ist es egal.

Diese Einstellung und die daraus gewonnene Handlungsweise haben uns an den beängstigenden Punkt gebracht, an dem Wissenschaftler auf allen  Gebieten vor Veränderung des Wetters, der Atmosphäre, des Landes und des Wassers warnen, die die Erde für uns Menschen unbewohnbar machen. Eine der wahrscheinlichsten und in Kürze spürbaren Veränderung wird das Wetter sein, das unsere fruchtbaren Landstriche, genutzt für Nahrungsanbau, in Wüsten oder Brachland verwandelt. Ist ein momentaner Gewinn wirklich wichtiger als zukünftige Verwüstung und Hungertod ? Was kostet es, damit der Einzelne, die Wirtschaft und die Regierungen aufwachen und effektive Maßnahmen für das Wohlergehen der Menschheit und ihre Existenz ergreifen und menschliche Handlungen bekämpfen, die das Leben gefährden ? Unsere Regierungen verhaften Einzelne, die das Leben auf ihren Straßen gefährden, aber sie subventionieren Unternehmen, die die Erde vergewaltigen und verschmutzen.

Vor tausenden von Jahren, bevor die Menschen schreiben konnten, erließen die Verfasser der Veden - die Heiligen Schriften, die, wie Babaji sagte, seine einzige Quelle des Wissens waren - das Gebot: " Verletze kein Lebewesen auf Erden, in der Luft und im Wasser." In einer späteren Schrift steht geschrieben: " Was immer ich der Erde entreiße, möge es ein schnelles Wachstum erfahren. Oh, Reiniger, mögen wir nicht deine Lebenskraft oder dein Herz verletzen." Wie weit haben wir uns heute von diesem Standpunkt entfernt !

Das buddhistische Tibet hat Ahimsa, die Nichtverletzung aller Lebewesen, viele Jahrhunderte praktiziert. Fast gänzlich von seinen Nachbarn abgeschnitten, war es diesem Lande vergönnt, seine Religion auszuüben und seine Kultur bis Mitte dieses Jahrhunderts zu erhalten. Es "hatte das erfolgreichste Umweltschutzsystem" von allen bewohnten Regionen der modernen Welt. Es gab keine "Wildtier-Reservate im westlichen Sinne. Formaler Schutz der wild lebenden Tiere und des wilden Landes war unnötig in einem Land, in dem das hingebungsvolle buddhistische Mitgefühl für alle Kreaturen herrscht.

Im Jahre 1940, nach einem Aufenthalt in Lhasa, schrieb der Konsul der britischen Handelsgesellschaft, Hugh Richardson:" Das tibetische System hat ein Volk hervorgebracht, das in den oberen Schichten selbst-diszipliniert, intelligent, oft sehr gelehrt, fähig, schlicht, würdevoll, menschlich und freundlich ist. Die Mehrheit der Bevölkerung bemüht sich soweit wie möglich, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie."

Westliche Besucher in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Tibet waren erstaunt über das reiche Wildleben. Einer schrieb sogar: "Dies muss eines der letzten unberührten Naturparadiese sein."

1950 fielen die chinesischen Kommunisten in Tibet ein, im Jahre 1959 folgte ein Programm der Ausbeutung und Zerstörung. In knapp dreißig Jahren sind die Wildtiere fast ausgerottet, die Wälder abgeholzt, die tibetische Bevölkerung um ein Fünftel dezimiert. Nachdem die Chinesen die Oberfläche dieses einstmals exquisiten Landes vergewaltigt haben, sind sie nun dabei, Stollen in die Berge zu treiben und in Tibet Nuklearabfall einzulagern.

Im Westen, wo mehr und mehr Menschen ihre Stimmen gegen die Verschmutzung der Luft, des Landes und des Wassers erheben, halten die Regierungen Konferenzen ab, um den "Treibhauseffekt" und andere Verschmutzungsprobleme zu studieren. Trotzdem und im Gegensatz dazu untersuchen einige der führenden Teilnehmer an diesen Konferenzen die Möglichkeiten, den unangetasteten mineralischen Reichtum der Antarktis zu heben, trotz der Warnungen der Wissenschaftler und anderen Fachleuten, dass die Verschmutzung durch Bergbau und die Zerstörung des Lebens in der Antarktis ungeheure zerstörerische Folgen für die ganze Welt haben könnte. Hier entstehende Wetterlagen würden andere Wege nehmen, Fische  und hier brütende Vögel würden wegen der Verschmutzung umkommen oder getötet werden und wenn die großen Eismassen anfingen zu schmelzen, würden Küstenstädte auf der ganzen Welt untergehen.

Es gibt gewiss kein Tier auf dieser Erde, das gieriger oder zerstörerischer ist als der Mensch.

Es ist an der Zeit, dass wir die nötige Einheit und Heiligkeit der ganzen Schöpfung erkennen. Wir können nicht im erhöhten Maße Luft unserer Städte verpesten, unsere Wälder abbrennen und abholzen, die unsere Luft verbessern und gleichzeitig reine Luft zum Atmen haben wollen. Wir können nicht unsere Ströme, Flüsse, Seen und Ozeane verschmutzen und gleichzeitig reines Trinkwasser oder reines Wasser für die Felder fordern. Wir können nicht fortfahren, andere Menschen zu beherrschen und auszunutzen und gleichzeitig Frieden und persönliche Sicherheit über den ganzen Erdball fordern. Wir können nicht Privatbesitz oder gemeinsames Landeigentum als Entschuldigung zu Ausbeutung der Erde gelten lassen; private und soziale Gründe und ökologisches Überleben müssen in Übereinstimmung gebracht werden. Wir müssen uns unsere Gesellschaft transformieren lernen, in Harmonie miteinander, mit dem Göttlichen und mit allen Elementen der Schöpfung zu leben.

Lasst jeden seinen spirituellen Weg gehen - aber befolge ihn ! Sogar innerhalb der breiten Ströme eines der großen spirituellen Wege gibt es Raum für individuelle Erfahrungen. Jeder Mensch hat seinen Weg im Leben, den Schöpfer dieser Erde, der dieses Universum erschaffen hat, zu erfahren. Daher ist Gedankenkonformität unnötig. Die Taten der Menschen  sollten erweisen, dass sie ein Konzept des Leben begriffen haben und dass sie harmonisch und im Einklang mit Gott und seiner Schöpfung leben können.

In ihrer Unterhaltung im Buch "Die Macht des Mythos" teilen Bill Moyers und Joseph Campell diese Meinung und zwar im Bezug auf den Transformationsprozess des Einzelnen:

"Moyers:`In unserer Kultur der einfachen Religion, die so leichtfertig hervorgebracht wird, scheinen wir vergessen zu haben, dass in allen großen Religionen die Versuchungen, die auf der Reise des Helden an ihn herantreten, ein wichtiger Bestandteil des Lebens sind...dass es keinen Lohn ohne Entsagung gibt....ohne den Preis dafür zu zahlen.`

Campell: "Wenn man das wahre Problem erkennt, nämlich sich an das höhere Ziel oder an etwas Ähnliches zu verlieren, sich ihm hinzugeben - erkennt man, dass dieses die letzte Prüfung des Helden ist. Wenn wir aufhören, unablässig an uns selbst zu denken und an unsere Selbsterhaltung, dann findet eine wirkliche heroische Transformation unseres Bewusstseins statt."

Alle Mythen beziehen sich auf Bewusstseins-Transformationen in der einen oder anderen Form. Das Denken ging in eine bestimmte Richtung und nun muss man umdenken.

Babajis Auftrag ist, die Menschen ein Leben in Harmonie mit Gott und der ganzen Schöpfung zu lehren. Er lebte und lehrte aus dem Bewusstsein heraus, dass alle Formen der formlosen göttlichen Energie entspringen. Wir sind als Einheit geschaffen und können nur in großer Harmonie glücklich und zufrieden leben. Das Fehlen von Einheit und Einklang fördert Spannung, Aggression, Hass, Gewalt und Mangel.

Frieden und Harmonie sind nicht leicht zu erreichen in einer Welt, in der die Menschen das Ego und das Selbstinteresse an die erste Stelle setzen. Es erfordert Selbstdisziplin, die eigenen Ansichten zu verändern und in Einklang mit anderen zum Allgemeinwohl zu arbeiten. Babaji zeigte in Haidakhan, welche Früchte Arbeit hervorbringen kann, getan in Frieden und Harmonie. Er lehrte Methoden des Wachstums, die durch gemeinsame Arbeit und ausgerichtet sein auf die menschliche höhere Natur zum Allgemeinwohl hervorgebracht werden. Es ist möglich, die menschliche Natur und die Gesellschaft zu transformieren - wenn wir den Willen dazu haben. Wenn wir uns bemühen und unseren von Gott gegebenen Verstand einsetzen, können wir das menschliche Leben auf der bedrohten Erde retten - sogar Heilenergien in das weite Universum schicken.

Babaji bezog sich einmal auf eine Armee von Affen und Bären, welche der weise hingebungsvolle Affe Hanuman aufbrachte, um Sita, die Gattin von Rama, von den dunklen Kräften des Dämonen Ravenna zu retten. Er sagte: "Ihr Affen und Bären! Es genügt nicht, nur mit den Schwänzen zu wedeln ! Ihr müsst etwas Praktisches, etwas Nützliches anfangen!"

 

UND DAS MÜSSEN WIR !